Mega-Abfindungen – die Rettung für Unternehmen?
Mit Mega-Abfindungen versuchen Großunternehmen häufig ihren Stellenabbau für Mitarbeiter lukrativ erscheinen zu lassen.
Mega-Abfindungen für Arbeitsplatzverlust
Großunternehmen zahlen oft hohe Abfindungen bei Stellenabbau, um verschiedene Probleme zu lösen. So kündigte nach Pressemeldungen beispielsweise Miele einen drastischen Stellenabbau an und lockte mit Mega-Abfindungen von bis zu 270.000 Euro. Sie versprechen sich davon sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter bestimmte Vorteile und Chancen. Allerdings gibt es auch Risiken und Aspekte, auf die betroffenen Mitarbeiter besonders achten sollten.
Welche Probleme wollen Unternehmen mit hohen Abfindungen lösen?
Wenn Unternehmen Stellen abbauen, lässt sich aus ihrer Sicht mit den Beschäftigten nicht genügend Profit verdienen. Wäre das nur ein saisonales Problem, könnten sie einen Stellenabbau möglicherweise vermeiden – gerade in Zeiten, in denen viel über Fachkräftemangel geklagt wird. Doch zeigt die aktuelle Entwicklung gerade in den Unternehmen, die massiv Stellen abbauen wollen, dass sie mit ihrem Geschäftsmodell nicht mehr den derzeitigen und künftigen Anforderungen gerecht werden. Stellenabbau wird dann aus unternehmerischer Sicht Mittel zum Zweck für:
1. Kostensenkung und Restrukturierung: Hohe Abfindungen ermöglichen es Unternehmen, Mitarbeiter schnell und effizient abzubauen, um Kosten zu senken und die Organisation zu restrukturieren.
2. Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten: Durch attraktive Abfindungen werden oft langwierige und teure Rechtsstreitigkeiten vermieden, da Mitarbeiter eher geneigt sind, Aufhebungsverträge zu unterzeichnen, anstatt gegen die Kündigung zu klagen.
3. Imagepflege: Ein sozialverträglicher Stellenabbau durch großzügige Abfindungen soll das öffentliche Image des Unternehmens schützen und negative Publicity minimieren.
4. Mitarbeitermoral: Auch wenn Mitarbeiter entlassen werden, können hohe Abfindungen dazu beitragen, dass die verbleibenden Mitarbeiter das Unternehmen weiterhin als fair und verantwortungsbewusst wahrnehmen.
Vorteile und Chancen für die Mitarbeiter
Mit durchschnittlichen Abfindungen sind für die betroffenen Mitarbeiter fast ausschließlich mehr Nachteile als Vorteile verbunden. Wirkliche Mega-Abfindungen gibt es nur für die Elite im sogenannten Top-Management.
Unter günstigen Bedingungen und bei cleverer Gestaltung können allerdings auch Fach- und Führungskräfte besonders große Abfindungen erhalten, die durchaus vor allem drei Vorteile und Chancen bieten.
- Finanzielle Sicherheit: Eine hohe Abfindung kann finanzielle Sicherheit bieten und dem Mitarbeiter Zeit geben, eine neue Stelle zu finden oder sich beruflich neu zu orientieren.
- Berufliche Neuorientierung: Betroffene können die Abfindung nutzen, um sich weiterzubilden, eine Selbstständigkeit zu starten oder eine Karriere in einem neuen Bereich zu beginnen.
- Zeitlicher Puffer: Mitarbeiter erhalten einen Puffer, um sich ohne sofortigen finanziellen Druck auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen.
Nicht zu unterschätzende Risiken
Von Anfang an habe ich mit dieser Webseite jedoch auch auf die Risiken aufmerksam gemacht, die häufig mit Abfindungen, sogar mit großen Abfindungen verbunden sein können. Die negativen Folgen machen sich meist besonders für jene Entlassenen bemerkbar, die zur Altersgruppe 40+ gehören und es nicht schaffen, an die bisherigen Einkommenshöhen anzuknüpfen.
In den Fällen betreffen die Risiken vor allem:
1. Verlust von Ansprüchen: Durch die Annahme einer Abfindung verzichten Mitarbeiter oft auf den Kündigungsschutz und andere arbeitsrechtliche Ansprüche, wie beispielsweise eine Wiedereinstellung oder eine Klage auf Weiterbeschäftigung.
2. Steuerliche Belastung: Große Abfindungen ziehen häufig eine hohe steuerliche Belastung nach sich, insbesondere im Fall einer Einmalzahlung zusammen mit anderen steuerpflichtigen Einkünften. Es kann ratsam sein, steuerliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um mögliche Steuervergünstigungen zu prüfen. Besonders einschneidend für viele: ab 01. 01. 2025 darf bei der Auszahlung der Abfindung der Lohnsteuerabzug nach der „Fünftelregelung“ nicht mehr berücksichtigt werden.
3. Fehlende Sozialversicherungsbeiträge: Abfindungen sind nicht sozialversicherungspflichtig, was bedeutet, dass diese Zahlungen keine Rentenansprüche erhöhen. Mitarbeiter sollten prüfen, wie sich dies auf ihre langfristige finanzielle Situation auswirkt.
4. Gefahr der Fehleinschätzung: Es besteht das Risiko, dass die Abfindung zu gering ist, um die Zeit bis zur nächsten Beschäftigung oder bis zur Rente zu überbrücken. Eine falsche Einschätzung kann zu finanziellen Problemen führen.
Worauf Mitarbeiter besonders achten sollten
Gleich wie hoch eine Abfindung ist: Ein Arbeitsplatzverlust ist immer mit rechtlichen, steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Herausforderungen und Folgen für die finanzielle Sicherheit verbunden. Diese komplexen Anforderungen sind von den meisten Betroffenen – besonders wenn sie zum ersten Mal in eine solche Situation geraten – nur schwer allein zu überschauen und clever zu gestalten. Deshalb kann es sich unbedingt lohnen, Experten zu Rate zu ziehen.
- Rechtliche Beratung: Bevor Betroffene eine Abfindung annehmen, sollten sie unbedingt arbeitsrechtlichen Rat einholen. Damit verstehen sie eher alle Konsequenzen und sichern sich alle Optionen für mehr Abfindung nach Steuern.
- Steuerliche Optimierung: Eine auf Abfindungen spezialisierte Steuerberatung kann helfen, die Abfindung so zu gestalten, dass die steuerliche Belastung minimiert wird. Dafür gibt es zahlreiche steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, die allerdings nur wenige überschauen.
- Verhandlungen: Oft ist die erste angebotene Abfindung nicht das beste Angebot. Es kann sich lohnen, über die Höhe der Abfindung und andere Konditionen zu verhandeln.
- Langfristige Planung: Mitarbeiter sollten die Abfindung in ihre langfristige Finanzplanung einbeziehen, insbesondere im Hinblick auf Altersvorsorge und Rücklagenbildung.
Durch die sorgfältige Abwägung dieser Punkte können Mitarbeiter die Vorteile einer Abfindung maximieren und potenzielle Risiken minimieren. Dafür können auch die Empfehlungen und Beratungsangebote dieses Blogs hilfreich sein.
Siehe auch: „Google lässt sich Entlassung von Mitarbeitern Milliarden kosten“